Leute, vergesst GRIMES, hier kommt DAN BODAN! Der kanadische Musiker hat alles, was man braucht, um es im Popgeschäft weit zu bringen: Stil, Charme und eine großartige Stimme. Von seinen umwerfenden Liedern ganz zu schweigen: Sein Song „Aaron“ zählt definitiv zu den besten Stücken 2012. Das New Yorker Label DFA scheint von den Qualitäten des in Berlin lebenden Sängers ebenfalls überzeugt zu sein, veröffentlichte es doch Ende 2012 die Tracks „Aaron“ und „DP“ auf Vinyl. Und da DAN BODAN wie kein zweiter ein Kind des Internets ist, führten wir unser Interview per Mail. Dort verriet er, dass er sich gern mal von GRIMES stylen lassen würde und eine Vorliebe für STERNBURG-Bier hat. Doch lest selbst, was uns twink_kid92 auf unsere Fragen schrieb.
DAN, deine Songs „Aaron“ und „DP“ sind vor Kurzem auf dem New-Yorker Label DFA-RECORDS erschienen. Wie ist man dort auf dich aufmerksam geworden?
DAN: Die Leute von DFA kennen mich schon seit zehn Jahren. Damals wollten sie einen Remix veröffentlichen, den ich für meinen Freund SANDRO PERRI gemacht habe. Leider ist da nie etwas draus geworden. Dafür sind wir in Kontakt geblieben. 2012 hat DFA sein Versprechen dann endlich wahr gemacht.
Bist du ein Fan von LCD SOUNDSYSTEM? JAMES MURPHY ist ja einer der Gründer von DFA.
Auf jeden Fall! Während meiner College-Zeit durften MURPHYS Songs auf keiner guten Party fehlen.
Von wem handelt dein Song „Aaron“?
AARON gibt es nicht wirklich. Er ist eine fiktive Figur, die von meinen Freunden und mir inspiriert ist. Im Grunde könnte AARON jeder sein, der 27 Jahre alt ist und noch immer keinen richtigen Job hat.
Woher kommst du?
Geboren wurde ich in der Prärie Kanadas, in Alberta. Aufgewachsen bin ich aber in Nova Scotia und Montreal.
Warum bist du nach Berlin gekommen?
Ich brauchte einfach etwas Neues. Vor Berlin habe ich in Prag Kunst studiert. Da ich keine Lust mehr auf mein Studium hatte, packte ich meine Sachen und nahm den nächsten Zug nach Deutschland. Mein erstes Zimmer war eine Abstellkammer. Angeboten hatte es mir ein Typ, den ich kurz nach meiner Ankunft in Berlin in der U-Bahn kennengelernt hatte. Eine Woche lebte ich dort.
Wo wohnst du jetzt?
In Kreuzberg.
Magst du dein Viertel?
Ich liebe es sogar! Ich verbringe viel Zeit am Kotti und gehe oft spazieren. Vorher bin ich immer mit dem Fahrrad gefahren, bis es mir vor Kurzem geklaut wurde.
Was sind deine Lieblingsorte?
Ich mochte das TIMES, als es noch geöffnet hatte. Zur Zeit hänge ich oft im KATER HOLZIG, in der ROTEN ROSE, im KUMPELNEST und im SÜDBLOCK ab. Im SÜDBLOCK gibt es die besten Pastrami-Sandwiches der Stadt.
Gehst du oft feiern?
Und ob. Wahrscheinlich sogar etwas zu viel – meine Knöchel sind ziemlich im Arsch.
Im Video zu „Aaron“ sieht man dich mehrfach mit einer Flasche Bier in der Hand. Trinkst du gern Bier?
Yeah! Am liebsten STERNBURG. Oder AUGUSTINER.
Denkst du, dass Berlin ein guter Ort für Musik ist?
Das kommt ganz drauf an. Wenn es um Livemusik geht, ist die Stadt absolut schrecklich. Es gibt kaum vernünftige Läden und eine sehr kleine Szene. Die Zeiten scheinen sich jedoch zu ändern. Zumindest kommen inzwischen mehr Bands vorbei, wenn sie auf Tour sind.
Seit wann machst du Musik?
Seit ich 13 oder 14 Jahre alt bin. Eigentlich wollte ich immer Comiczeichner werden, doch mit der Pubertät kam alles anders.
Wie lange gibt es DAN BODAN?
Seit ich in Berlin wohne. In Montreal habe ich ebenfalls Musik gemacht, die war aber um einiges lauter. Mein Projekt damals hieß NOOT. Nach meinem Umzug nach Berlin habe ich mich zuerst auf die Kunst konzentriert. Inzwischen schreibe ich wieder Songs. Diesmal aber unter anderem Namen, weil sich mein Sound so verändert hat.
Was sind deine musikalischen Einflüsse?
Meine Freunde und die Musik, die sie mir zeigen. Ich versuche das aber nicht allzu sehr zu analysieren.
Wie würdest du deine Musik beschreiben?
Das kommt ganz auf den Track an. Aber für gewöhnlich versuche ich Musik zu machen, die nach Weltraum klingt, oder wie eine temporäre autonome Zone. Alles ist verrückt und ruhig zugleich. Dennoch funktioniert es. Aber nur, bis der Song zu Ende ist.
Was wäre ein guter Moment, um deine Musik zu hören?
Definitiv, wenn du nach einer halben Flasche Rotwein in emotional aufgewühlter Stimmung vor dem Laptop sitzt, deinen Facebook- und Twitter-Status checkst und dich von den Schlagzeilen des CNN News Feed berieseln lässt.
Wer war der erste Star, in den du verknallt gewesen bist?
JONATHAN TAYLOR THOMAS! lol
Wie findest du GRIMES?
Einfach toll. Vor allem wegen ihres Modestils und der K-Pop-Zitate. Außerdem ist sie eine großartige Produzentin, die mehr draufhat als die meisten Typen in ihrem Genre. Vielleicht produziert sie ja eines Tages einen meiner Tracks oder gibt mir ein paar Styling-Tipps. Das wäre echt cool.
Bist du ein Mode-Fan?
Je nachdem. Ich mag Style und Klamotten. Was ich allerdings nicht ausstehen kann, sind all die komischen Leute, die sich im Modebusiness tummeln.
Gibt es einen Designer, den du besonders magst?
Meine beste Freundin ARIELLE DE PINTO macht tollen Schmuck, NHU DUOUNG finde ich ebenfalls großartig. Ansonsten stehe ich eher auf Sportswear als auf Ready to Wear. Meine Lieblingsmarken sind NIKE, UNDER ARMOUR und STONE ISLAND.
Spielst du gern live?
Auf jeden Fall. Singen hat für mich eine therapeutische Funktion. Was mich allerdings runterzieht, ist, in einer Venue mit schlechter Anlage zu spielen oder mit einem Tontechniker zusammen zu arbeiten, der mich nicht mag.
Ich habe gelesen, dass du oft in Galerien und an anderen untypischen Orten auftrittst?
Das liegt an meinen Kontakten. Ich bin eher in der Kunstwelt zuhause.
Gibt es einen Grund dafür, warum du bei Konzerten ohne Band auf der Bühne stehst?
Ich trete ja nicht immer solo auf. Bei meinen letzten Shows hatte ich immer einen DJ dabei. Ich arbeite auch gern mit anderen Musikern zusammen, dann allerdings nicht in einem klassischen Bandkontext. Ich bevorzuge es, über die Ferne mit ihnen zu kollaborieren, ihnen etwas zu schicken, an dem ich gearbeitet habe, zu sehen, was sie daraus machen, und dann solange daran zu feilen, bis wir es beide gut finden.
Hat die Entscheidung zu einem Solo-Projekt auch finanzielle Gründe?
Es ist sicherlich lukrativer, mit weniger Leuten zu spielen. Viel wichtiger finde ich aber den Nervenkitzel. Wenn du versagst, gibt es keinen, der dir helfen kann.
Würdest du es dennoch vorziehen, eine Band auf der Bühne zu haben als einen Computer?
Ich bin mit der derzeitigen Zweierkonstellation zufrieden. Es ist toll, einen Hype-Man zu haben, der mich unterstützt. Ich kann mich auf meine Performance konzentrieren, während er sich um die Musik kümmert.
Wann erscheint dein erstes Album?
Hoffentlich bis Mitte 2013. Die Hälfte der Songs sind bereits geschrieben, jetzt spreche ich mit verschiedenen Produzenten. Ich habe genaue Vorstellungen davon, wie die Platte am Ende klingen soll.
Wirst du das Album auf deinem eigenen Label MANGROVE veröffentlichen?
Das weiß ich noch nicht. Ich habe keine Verträge mit anderen Labels, daher könnte ich diesen Weg gehen. Vorausgesetzt, es ergibt Sinn.
Warum hast du dein eigenes Label gegründet?
Ich wollte eine eigene Plattform haben, auf der ich meine Musik veröffentlichen kann. Einmal damit angefangen, habe ich gemerkt, dass es mir genauso viel Spaß macht, die Musik anderer Leute rauszubringen. Leider sind die Geschäfte bisher nicht so gut gelaufen, weshalb ich gerade kein Geld habe, um weitere Projekte zu realisieren.
Hast du all deine Songs ebenfalls selbst aufgenommen?
Die ersten Sachen schon. Sie wurden aber von meinem Freund ANTTI UUSIMAKI abgemischt. Die darauffolgende Single habe ich mit M.E.S.H produziert, was eine tolle Erfahrung gewesen ist.
Welche Bedeutung hat das Internet für deine Arbeit? Du scheinst dich dort sehr wohl zu fühlen.
Im Netz zu surfen gehört für mich zum Alltag. Es ist die normalste Sache der Welt.
Ist das Internet nützlich für Musiker?
Auf jeden Fall. Es kann ihnen aber auch schaden. Am Ende muss das jeder mit sich selbst ausmachen.
Heißt du wirklich DAN BODAN?
Nein! Mein richtiger Name ist twink_kid92!
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Links: tumblr / DFA / MANGROVE
(Fotos: TONJE THILESEN)