Tanzen

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CARTOUCHE PARTY & EXHIBITION / 23. NOVEMBER 2013 / ECHO BUECHER / GRUENTALER STRASSE 9 / 20UHR / FIORDMOSS (LIVE) / NO FEAR OF POP (DJ) / DON’T PANIC BERLIN (DJ) / SPECIAL GUEST

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Editorial

Neulich im Nathanja und Heinrich mit den Freund_innen gesessen. Draußen war Sommer, drinnen tranken wir Pastice. Alles hier fühlte sich gut und richtig an.

Es ist eben jenes Gefühl, jene Zelebration des Moments, um die es in Cartouche No. 4 geht. Wir wollen ihn einfangen, den Sound dieser Tage. Und so finden sich auch in diesem Heft wieder Projekte von Menschen, die uns begeistern, indem sie das, was uns umgibt, in ihrer Arbeit reflektieren und somit einen Beitrag zum Hier und Jetzt leisten.

Das erste Gespräch dieser Ausgabe führten wir mit dem Berliner Duo Easter. Die Musik von Stine Omar Midtsæter und Max Boss lässt sich nur schwer in Worte fassen, entfaltet zugleich aber eine einzigartige Atmosphäre. Wir haben die beiden im Wedding getroffen. Die Protagonisten von Gespräch zwei und drei sind Alexander Winkelmann und Yule FM. Beiden ist es auf eigene Weise gelungen, eine aufregende Kunstsprache zu entwerfen. Das großartige Interview mit Alexander Winkelmann führte unser neuer Autor Max Link.

Über die Musik hinaus finden sich in Cartouche No. 4 aufregende Talente aus den Bereichen Fotografie und Design. Da wäre Tonje Thilesen, die eindrucksvolle Fotos von Menschen und Orten macht. Und die Designerin Lina-Marie Koeppen. In der Designstudie „Learn To Unlearn“ geht sie der Frage nach, ob Design den Menschen dabei helfen kann, sich ihrer selbst zu bemächtigen. Ebenfalls begrüßen wollen wir Pen-Club-Mitglied Malte Euler und die Designerin Regina Weber.

Unsere Gastautoren haben weitere wichtige Gegenwarts-Projekte unter die Lupe genommen. Henning Lahmann empfiehlt das erste Album des Avantgarde-Kollektivs Young Echo, Warren O’Neill und Kyle Brayton haben sich mit dem schwedischen Teenage-Rapper Yung Lean befasst, Evelyn Malinowski war auf den Spuren der Grimes-Gang unterwegs, Jamie Jonathan Ball hat in London den Designer Matthew Bromley getroffen und Paul Solbach geht dem Mythos Pop auf den Grund.

Neu in diesem Heft ist der Don’t Panic Berlin Ausgehplan mit fünf Terminen, die ihr auf keinen Fall verpassen solltet. Vielen Dank an dieser Stelle an Indi Davies! Großer Dank gilt ebenfalls Charlotte Thießen und Augusto Lima vom Kassetten-Label Mouca, die für uns ein weiteres mal ein Mixtape mit ihrer Lieblingsmusik zusammengestellt haben.

Und nun: Umarmt mit uns das Jetzt!

Tanzen

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CARTOUCHE RELEASE PARTY / 21. SEPTEMBER 2013 / NAHERHOLUNG STERNCHEN / BEROLINASTRASSE 7 / 20:30UHR / EASTER (LIVE) / LOOD MAHAMOTI (LIVE) / ALEXANDER WINKELMANN (LIVE) / AA..LL (LIVE) / WARREN O (DJ) / ONLINE BANKING (DJ) / DON’T PANIC BERLIN (DJ) / SHAMELESS/LIMITLESS (DJ) / NO FEAR OF POP (DJ) / SPEX (DJ) / EINTRITT: 6-8 EURO

Links: Facebook-Event / Easter / Lood MahamotiAlexander Winkelmann / AA..LL / Warren O / Don’t Panic Berlin / Shameless/LimitlessNo Fear of Pop / Spex

(Flyer: MARIUS WENKER)

No Fear Of Pop empfiehlt:

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OLD APPARATUS – Derren EP / Realise EP / Alfur EP / Harem EP

Es ist nicht ganz klar, wann die Sache aus dem Ruder gelaufen ist. Aber ach, was sind wir es leid. Wahrscheinlich fing es nicht an mit BURIAL; war es BANKSY? Egal. Was die Musik betrifft, so erscheint es am einfachsten, die Ursache wie üblich ‚im Internet’ zu verorten. Gewiss ist jedenfalls: Jemand sollte all den jungen Produzenten einmal mitteilen, dass die Sache sich erledigt hat, dass alles zumeist nur noch wie ein müder Abklatsch eben jenes BURIAL wirkt: Künstlerische Anonymität.

Sie macht natürlich, ganz oberflächlich betrachtet, viele Dinge einfacher, und gelegentlich scheint sie sogar unumgänglich, und ohne Frage hat die virtuelle Welt vieles in dieser Hinsicht erst ermöglicht mit ihren ungezählten unbeleuchteten Ecken, den Foren und Newsgroups, der Pornografie und der Kriminalität, und natürlich der Aufklärung, betrachtet man sie nun als tatsächlich oder als nur vorgeblich: ANONYMOUS wäre nichts ohne das Internet; eine GUY-FAWKES-Maske allein schützt nur schwerlich vor staatlichem Zugriff. Von Letzterem abgesehen aber dient Anonymität zumeist einem gänzlich anderen Zweck: Sie stellt ein bequemes Mittel bereit zur kognitiven Verantwortungsverschiebung. Ist mein Alter Ego erst einmal etabliert, so eröffnet sich die Möglichkeit, die Persönlichkeit zu spalten; nicht ich habe es getan, sondern der/die/das Andere, das zugleich Ich und nicht Ich ist. Man frage einmal nach bei der Kriminalpsychologie.

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In der Musik jedoch funktioniert dies nur bedingt, und deshalb erstaunt es umso mehr, dass es in den vergangenen Jahren fast schon zur Normalität geworden ist, jedenfalls abseits des Mainstream, mit Werken konfrontiert zu werden, deren Urheberschaft bewusst im Unklaren gelassen wird. Man könnte versucht sein, diesen Trend positiv zu deuten, denn Anonymität könnte ja auch den Verzicht auf jegliche Eitelkeiten heißen; zumeist ist es jedoch lediglich der Versuch der Immunisierung gegen Kritik. Häufig heißt es, man bleibe lieber verborgen, damit sich der Kritiker/Hörer nicht mit der Person auseinandersetze, sondern allein mit der Musik. Aber das ist natürlich Blödsinn. Allzu leicht passiert das genaue Gegenteil; nicht die Musik wird zum Mittelpunkt des Diskurses, sondern die Suche nach der Person hinter dem Werk.

Das Konzept anonymer Urheberschaft in der Musik funktioniert dann und nur dann, wenn das geschaffene Werk tatsächlich Eigenständigkeit gewinnt; wenn es den Autor in gewisser Hinsicht transzendiert und dieser somit im Grunde bedeutungslos wird. Das gewählte Pseudonym wird zum ‚Autor’. Bei BURIAL ist genau das der Fall; es fällt wohl kaum jemandem auf Anhieb der wirkliche Name ein, so er denn überhaupt stimmt; die Kritik feiert BURIAL, nicht WILLIAM BEVAN, dessen künstlerische Sprache so erhaben ist und unverkennbar einzigartig, dass die Idee singulärer Urheberschaft, etwas doch schlicht Menschliches, hinter solch unwirklicher Musik fast zu banal erscheint. Aber ein solcher Triumph des Werkes über den Autor ist die absolute Ausnahme, nicht die Regel.

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Allerdings, manchmal gelingt es eben doch, und ein Beispiel ist das britische Künstlerkollektiv OLD APPARATUS. Gegründet 2010 und zunächst in Erscheinung getreten mit Veröffentlichungen auf MALAS Label DEEP MEDI MUSIK, hat sich das Londoner Quartett im vergangenen Jahr durch die Gründung des eigenen Labels SULLEN TONE, das ausschließlich der Veröffentlichung ihrer eigenen Platten gewidmet ist, gänzlich vom gewohnten britischen Musikzirkus entfernt. Was das Konzept künstlerischer Anonymität angeht, gehen OLD APPARATUS dabei in gewisser Hinsicht sogar noch einen Schritt weiter als BURIAL, und erstaunlicherweise scheitern sie dabei nicht. Nicht nur die tatsächlichen Namen der Mitglieder bleiben verborgen hinter Pseudonymen, sogar diese Künstlernamen selbst gehen auf im Kollektiv: drei der vier EPs, die 2012 auf SULLEN TONE erschienen sind – Derren, Realise, Alfur und Harem – wurden jeweils komplett von einzelnen Mitgliedern geschrieben, vertont, und produziert; nur bei der ersten, Derren, handelte es sich um eine genuine Gemeinschaftsarbeit. Trotzdem erschienen sämtliche Platten unter dem Namen OLD APPARATUS; der Beitrag des Einzelnen geht auf in der Identität des Kollektivs. Hinzu kommt eine bis ins Detail ausgearbeitete, kohärente Gesamtästhetik, die auch zum Ausdruck kommt in den Videos, der Gestaltung der Plattencover, der Website, bei der Visualisierung der Live-Auftritte: Alles wird ohne Unterscheidung der Entität OLD APPARATUS als Urheber zugewiesen.

Musikalisch war das Quartett aufgrund der frühen Verbindung zu MALA allzu schnell im Dunstkreis von Dubstep abgeheftet worden, was schon bei den frühen Releases höchstens oberflächlich überzeugen konnte. Spätestens seit dem Wechsel zum eigenen Label und der Verfestigung der künstlerischen Vision ist eine solche Klassifizierung jedoch Makulatur. Die Stücke von OLD APPARATUS nehmen alles auf, von Post-Rock über Hip-Hop und R&B zu Noise und Industrial, mit zahllosen Referenzen, die auf eine intensive Beschäftigung mit dem gesamten Kanon vorwärtsgewandter britischer Musik der vergangenen 25 Jahre schließen lässt; mit einem besonderen Augenmerk auf Trip-Hop, den Katalog einflussreicher Labels wie WARP oder NINJA TUNE, und, ja, selbstverständlich auch frühem Dubstep. Es ist, auf den Punkt gebracht, Musik, die so nur im Vereinigten Königreich, ja wahrscheinlich sogar nur in London überhaupt denkbar erscheint.

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Die vier EPs unterscheiden sich dabei durchaus beträchtlich. Die einzelnen Producer kommen aus teilweise fast schon gegensätzlichen musikalischen Richtungen, und diese Prägungen finden direkten Niederschlag im Sound. Während das gemeinsam geschaffene Werk Derren noch am ehesten im Post-Dubstep zu verorten ist, insbesondere das dritte Stück, „Dealow“, schielen die Texturen der zweiten EP Realise eher in Richtung einer gebrochenen, desillusionierten Vision des Dancefloor: Man kann hierzu wahrscheinlich tanzen, wenn man bereit ist, alle Hoffnung fahren zu lassen. In der klaustrophobischen, dystopischen Suite des finalen Titeltracks findet die Tetralogie ihren ersten Höhepunkt. Alfur vereint den WARP-Katalog mit zahlreichen Referenzen zum Post-Rock, und weist mit dem Fabeltrack „Schwee“ die wahrscheinlich einzige perfekte ‚Single‘ des Kollektivs auf. Mit Harem schließlich findet die Reise ein geradezu sublimes Ende mit der für sich genommen wohl stärksten EP; die Strukturen verflüchtigen sich in ungeordnetem, psychedelisch angehauchtem Ambient, dequantisierte Rhythmen und bedrückende, ausgreifend angelegte Flächen lassen Harem tatsächlich wirken wie das Ende eines drogeninduzierten Trips, dessen Anfang nur noch verschwommen Teil der eigenen Erinnerung zu sein scheint. Das letzte Stück „Octafish“ endet in stiller, kontemplativer Resignation; ein Abschluss, der keine Auflösung bereithält. Jedoch, trotz dieser durchaus beträchtlichen Unterschiede in der Herangehensweise und im Sound, die auf jeder EP deutlich zum Ausdruck kommen, bleibt jeder Track stets unverkennbar ein Werk von OLD APPARATUS, nicht eines einzelnen Mitglieds.

Es ist das so konsequent, so bewusst durchgehaltene Gesamtkonzept, das die Stücke zusammenhält. OLD APPARATUS verkörpern mit ihrer Musik eine selbstverständliche Urbanität; in ihrem Werk kommt, und hier ähnelt ihr Ansatz durchaus dem BURIALs, der Charakter der spätmodernen Stadt zum Ausdruck, wodurch ihre Namenlosigkeit gerade erst sinnhaft wird: der Eklektizismus, die gewollten Brüche und die Mannigfaltigkeit der stilistischen Einflüsse eröffnen einen eigenen großstädtischen Kosmos, die Musik wird zum adäquaten Abbild der Metropole im 21. Jahrhundert. Das Dunkle, Bedrohliche der Musik, die bedrückte und bedrückende Stimmung, die sich durch praktisch alle Stücke als das eine prägende Leitmotiv zieht, verweist dabei auf die Isolation des Individuums, auf seine Entfremdung, wenn man es so betrachten mag; es ist dieser Kontext, der die anonyme Urheberschaft nicht nur konsequent, sondern geradezu unausweichlich erscheinen lässt; und nicht nur deshalb gehörten die vier EPs von OLD APPARATUS zu den faszinierendsten musikalischen Veröffentlichungen des Jahres 2012.

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HENNING LAHMANN ist der Kopf hinter NO FEAR OF POP und schreibt auch sonst hier und da über Musik

(Foto & Artwork: SULLEN TONE)

No Fear Of Pop empfiehlt:

LAUREL HALO – Quarantine & King Felix

„Words are just words / Words are just words / That you soon forget.” Mit diesen Zeilen endet Quarantine, das jüngste Werk der New Yorker Künstlerin LAUREL HALO, das ganz offiziell als Erstling firmieren darf, waren es in den vergangenen zwei Jahren doch lediglich einige EPs und eine Reihe von Remixen, mit der die in Michigan in Rufweite Detroits aufgewachsene Musikerin auf sich aufmerksam gemacht hatte.

Jedoch täte man ihr unrecht, betrachtete man jenes Frühwerk lediglich als zufällige Ansammlungen voneinander isolierter Tracks: Schon mit King Felix, Hour Logic und Antenna hatte HALO klar gemacht, dass es ihr nie um den Song an sich gehen würde, sondern immer um etwas darüber Hinausweisendes, um ein Konzept, welches den einzelnen Track zu transzendieren vermag. Auf King Felix im Jahr 2010 war das solider und sehr zeitgeistiger Elektropop, die EP bestand aus „Songs“ im traditionellen Sinne, getragen von Halos glockenklarer Stimme, die, wie sie nie zu verstecken versuchte, mithilfe von Autotune in der korrekten Tonlage gehalten wurde und die mit genug Hall und Echo soweit verfremdet worden war, dass man die Autorin nicht mehr unbedingt als sie selbst erkennen konnte. Antenna versammelte beatlose Meditationen, Synthesizer-Spielereien, Klangexperimente im eigentlichen Sinne, zusammen gehalten nur durch die schiere Wucht von HALOS Vorstellungskraft.

Hour Logic schließlich, im Sommer 2011 fast zeitgleich mit Antenna auf  dem Hipsterlabel der Stunde HIPPOS  IN TANKS erschienen, verdeutlichte dann erstmals das ganze Potential einer außergewöhnlichen, ja wahrscheinlich einzigartigen Künstlerin. Die größtenteils ohne Vocals erschaffenen Tracks negierten die Grenze zwischen Synthpop, hypnagogischer Psychedelik und Spielarten eher klassischer Tanzmusik wie Techno oder House so konsequent, dass nicht mehr ganz deutlich war, zu welcher Gelegenheit man solch höchst intellektuelle Musik eigentlich hören sollte: Tanzmusik, zu der man nicht tanzen konnte, hypnotische Musik, zu vertrackt und hektisch zur Kontemplation. So blieb nur die Auseinandersetzung. All dies kam noch einmal verstärkt zum Ausdruck im Titelstück, einem neunminütigen Monster, einer Apotheose des Techno, einem Track, der aus rein theoretischem Interesse die Bedingungen der Möglichkeit von Tanzmusik auszuloten schien: einem Prolegomenon einer jeden künftigen elektronischen Musik. Mit anderen Worten, Kunstkacke.

„Words are just words / Words are just words / That you soon forget.” Nun also Quarantine, LAUREL HALOS Debütalbum. Und erneut ist ihr keineswegs an Erfolgsrezepten gelegen, stattdessen wurde wieder, schon wieder, scheinbar der Reset-Knopf gedrückt. Wo King Felix mithilfe von HALOS Popsongs erschuf, wo Antenna mäandernde Studien entwarf, und wo Hour Logic die Grenzen des Techno überschritt, überall dort setzt Quarantine erst an, die vergangenen Ideen und Konzepte zugleich aufnehmend und schroff verwerfend. Plötzlich ist HALOS Stimme wieder im Vordergrund, schmerzhaft im Vordergrund mag man versucht sein zu urteilen, schließlich wurde diesmal auf den Einsatz technischer Hilfsmittel so gut wie ganz verzichtet. Kein Autotune, kein Hall verwandeln die stimmlich nicht ausgebildete und bisweilen unsichere Musikerin in eines dieser makellosen, entmenschlichten Wesen, die die Charts bevölkern und an deren musikalischer Duktus schon allzu vertraut klingt, so sehr, dass ein Vortrag wie hier: glasklare Vocals, oft ein paar Hertz über oder unter der „richtigen“ Frequenz, ungefiltert und ohne offensichtliche Effekte produziert, fast wie ein Affront erscheint.

Zumal die Mischung ebenfalls bemerkenswert ist: Der Gesang dominiert fast sämtliche Tracks, die sparsame Instrumentierung, zumeist eine größere Menge übereinander gelagerter Synth-Flächen, bleibt weit im Hintergrund, Beats sind so gut wie überhaupt nicht zu vernehmen und fungieren, wenn überhaupt, nicht als übergeordnete Strukturierung, sondern nur als subtile Unterstützung des vorhandenen, von Stimme und der oszillierenden Stimme Frequenz der Synths gehaltenen Rhythmus. Worte, so wird beim Hören schnell klar, sind eben nicht nur Worte, zumal in der Popmusik. So wie hier hat man Worte wohl noch nicht vernommen. Ob wir sie allerdings schon bald wieder vergessen haben werden, das wird sich erst zeigen. LAUREL HALO, soviel ist einmal mehr überdeutlich geworden, ist eine Suchende, und sicher wird ihr nächstes Werk einen erneuten Bruch mit überkommen Strukturen erzeugen, und vermutlich wird sie erneut zu überwältigen wissen.

Ein deutlicher Hinweis war bereits Spring, jene überaus faszinierende EP, die nur wenige Wochen vor Quarantine erschienen ist, und auf der sich drei von vier Tracks mit demselben gefilterten Orchester- Sample beschäftigen, mit Stukturen des Techno, House und Footwork spielend – eine EP, die unter dem Namen King Felix erschien, nicht LAUREL HALO, um mehr künstlerische Freiheit zu ermöglichen, wie sie mir kürzlich erzählte. Wer nach vier so unterschiedlichen Werken dennoch das Gefühl hat, andere Namen annehmen zu müssen um sich kreativ ausleben zu können, der ist, soviel scheint sicher, noch lange nicht am Ende angekommen.

Erschienen ist Quarantine bei HYPERDUB, jenem Londoner Label, das von vielen ausschließlich mit Dubstep und anderen Varianten des britischen Underground in Verbin- dung gebracht wird, das aber schon immer jenseits des Tellerrandes wegweisende Musik zu suchen bereit war. Und wegweisend, nichts weniger und nichts anderes ist Quarantine.

Links: Blog / Soundcloud

HENNING LAHMANN ist der Kopf hinter NO FEAR OF POP und schreibt auch sonst hier und da über Musik

Artwork: HYPERDUB