//Gespräche

Im letzten Teil unserer //Gespräche-Reihe unterhielten wir uns mit Chillwave-Ikone Chaz Bundick (Toro y Moi) über die neuen Vermarktungs-Strategien, die sich dank der digitalen Revolution im Musikgeschäft bieten. Sein Geheimrezept lautet: Verschenke deine Musik! Auch der Mike Diaz a.k.a. Millionyoung verbreitete seine Musik kostenlos im Netz. Für den Chillwaver aus Florida steht fest, dass für zeitgenössische Musiker zwei weitere Dinge wichtig sind: Eine treue Fanbase und das Wohlwollen der Blogosphäre.


Mike, du hast deine erste EP Be So True kostenlos im Netz angeboten. Damit bist du nicht der Einzige: Immer mehr Künstler verschenken ihre Musik. Wie erklärst du dir diesen Trend?

Mike: Es macht einfach Sinn! Dank des technischen Fortschritts haben sich die Produktionskosten für Musik so sehr verringert, dass du fast kein Geld mehr aufwenden musst, um eine Platte zu produzieren. Mein Debütalbum und meine EPs habe ich in meinem Schlafzimmer am Laptop aufgenommen. Da ich also so gut wie keine Ausgaben bei der Produktion hatte, war es kein Problem, die Musik zu verschenken.

Plattenverkäufe sind ja sowieso nur noch für größere Bands eine wirkliche Existenzgrundlage…

Das stimmt. Bands wie Radiohead können auf ihre treuen Anhänger zählen, die sie finanziell unterstützen. Leute zu finden, die deine Platten kaufen, ist im Zeitalter illegaler Downloads äußerst schwierig geworden. Trotzdem gibt es sie. Ich persönlich kann mich auf meine Fans verlassen: Sie kaufen meine Platten und kommen zu meinen Konzerten. Ihre Unterstützung reicht aus, damit ich weiter machen kann.

Wie hältst du den Kontakt zu deinen Fans?

Entweder hänge ich mit ihnen auf meinen Konzerten ab oder auf Facebook. Es ist mir sehr wichtig, eine starke Verbindung zu den Leuten zu haben, die meine Musik mögen. Hier war das Internet mit seinen unzähligen Blogs und Plattformen sehr hilfreich. Trotzdem habe ich mich nie danach gefühlt, zu twittern, was es bei mir zum Frühstück gab.

Das Internet hat also die Kommunikation vereinfacht. Wie sieht es mit der Verbreitung von Musik aus?

Die ist auch viel einfacher geworden. Nehmen wir die zum Beispiel die Mundpropaganda, die durch das Netz wesentlich globaler geworden ist. Viele Bands müssen heute nur noch ihre Musik an Blogs weiterreichen und dabei zuschauen, wie ihre Hörerschaft von ganz alleine wächst. Die virale Verbreitung von Musik ist ein absolutes Novum.

Du magst also Musikblogs?

Nicht unbedingt. Sagen wir es so: Ich trete ihnen mit gemischten Gefühlen entgegen. Auf der einen Seite finde ich es toll, dass Musiknerds ihre Leidenschaft mit anderen Personen auf ihren Blogs teilen. Wenn die Leser dieser Blogs die dort heruntergeladene Musik auch kaufen würden, wäre das echt super. Leider sieht die Realität meistens anders aus.

Diesem Manko zum Trotz: Würdest du sagen, dass du ohne das Internets mit seinen Vorzügen einen ähnlichen Erfolg gehabt hättest?

Ich denke schon. Aber es hätte sicher länger gedauert.

Links: millionyoung

(Foto: Andy J. Scott)